Brustkrebs ist mit etwa 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste bösartige Erkrankung der Frau. Aufgrund moderner Behandlungsstrategien ist Brustkrebs in der Regel gut behandelbar. Die 5-Jahres-Übelebensrate liegt bei 88% (Robert Koch-Institut 2014). Die Diagnose Brustkrebs löst viele Ängste und Sorgen über die nahe und ferne Zukunft aus. Daher möchten wir Sie nicht nur optimal und nach neuestem Standard behandeln, sondern wollen Sie auch mit Ihren Ängsten und Sorgen auffangen und begleiten.
Diagnostik
Die Brust kann mit verschiedenen Verfahren untersucht werden. Nach der Tastuntersuchung sind die Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie) sowie der hochauflösende Ultraschall die ersten Methoden, um Veränderungen abzuklären. In Sonderfällen steht ergänzend die Kernspintomographie zur Verfügung. Die feingewebliche Sicherung von Veränderungen erfolgt schon vor der Operation durch minimal-invasive Verfahren. Am häufigsten wird eine Stanzbiopsie unter lokaler Betäubung durchgeführt. Dabei werden kleine Gewebszylinder aus der Brust entnommen, die eine sichere Diagnose ermöglichen. Anschließend werden in einer interdisziplinären Besprechung (Tumorkonferenz) die individuellen Therapieoptionen diskutiert und mit Ihnen geplant.
Operative Therapie
In den meisten Fällen kann die Brust erhalten und eine sogenannte „Brusterhaltende Operation“ durchgeführt werden. Durch moderne operative Verfahren kann dabei in der Regel ein sehr gutes kosmetisches Ergebnis erzielt werden. Dennoch gibt es verschiedene Konstelationen, in denen die gesamte Brustdrüse entfernt werden muss. Je nach Befund kann eine modiziert-radikale Mastektomie (sogenannte Ablatio) oder eine hautsparende Mastektomie (sogenannte subcutane Mastektomie) erfolgen Wenn gewünscht werden Sie über die Möglichkeiten des Brustwiederaufbaus (sog. Brustrekonstruktion) beraten, welcher je nach Befund in gleicher Sitzung wie die Brustentfernung erfolgen kann oder besser verzögert (sekundär) nach abgeschlossener Therapie geplant werden sollte.
Plastische Operationen
Zunächst steht in der akuten Situation die Behandlung der Brustkrebs im Vordergrund. Da Brustkrebs meistens sehr gut zu behandeln ist, werden später die eigene Zufriedenheit mit dem Körperbild und das Aussehen der Brust zunehmend wichtiger. Kosmetische Korrekturen können sowohl gleichzeitig oder auch später sinnvoll sein. Zum Beispiel kann bei sehr großen Brüsten ein Brustverkleinerung und/ oder Bruststraffung durchgeführt werden. Für die spätere Zufriedenheit mit dem kosmetischen Ergebnis ist die Seitengleichheit von hoher Wichtigkeit. Angleichende Operationen der Gegenseite können in bestimmten Fällen sinnvoll sein und werden teilweise von den Krankenkassen übernommen.
Schmerztherapie
Zusammen mit der Klinik für Anästhesie bieten wir gerade auch bei Brustoperationen sehr fortschrittliche regionale Anästhesieverfahren an, um Wundschmerzen möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Unser Krankenhaus ist dafür vom TÜV-Süd für die Akutschmerztherapie ausgezeichnet worden.
Therapieplanung
Die Behandlungsplanung findet in enger Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Fachgebiete statt. Hierzu treffen sich die beteiligten Fachrichtungen einmal pro Woche und besprechen alle Befunde und planen gemeinsam die weitere Therapie. Wegweisend sind die bildgebenden Untersuchungen und die feingeweblichen Befunde. Ergänzend werden auch genetische Testmethoden wie der Oncotype®-Test und der Endopredict®-Test eingesetzt, um die optimale medikamentöse Therapie zu planen. Wir orientieren unsere Empfehlungen an den existierenden, detaillierten Leitlinien zur Behandlung des Brustkrebs (S3-Leitlinie, AGO-Empfehlungen). Diese Leitlinien werden regelmäßig aktualisiert. Sie sind für uns eine Richtschnur, die für jede einzelne Patientin passend angewendet werden soll. Betroffene Frauen und auch deren niedergelassene Gynäkologen sind daher gerne eingeladen, an der Therapieplanung teilzunehmen.
Strahlentherapie
Die operative Entfernung des Brustkrebs führt zusammen mit der Strahlentherapie zur lokalen Kontrolle. Dabei wird ausgenutzt, dass Tumorzellen gegenüber Strahlung sehr viel empfindlicher sind, als gesundes Gewebe. Die Bestrahlung wird so geplant, dass sie meistens gut vertragen wird.
Medikamentöse Therapie
Neben der lokalen Kontrolle von Brustkrebs durch Operation und Bestrahlung ist die medikamentöse Therapie wichtig, um die Heilungschancen zu erhöhen. Die Auswahl der medikamentösen Therapie richtet sich neben dem Tumorstadium und den Tumoreigenschaften ganz wesentlich nach der körperlichen Verfassung. Zur Verfügung stehen antihormonelle Behandlungen, Chemotherapien und spezifische Antikörper gegen Merkmale der Krebszellen.
Nachsorge
Nach abgeschlossener Behandlung ist die regelmäßige Nachsorge ein wichtiger Bestandteil der Betreuung bei Brustkrebs. Diese wird durch Ihren niedergelassenen Gynäkologen koordiniert und durchgeführt. In den ersten fünf Jahren nach der Erkrankung werden regelmäßige Untersuchungen durchgeführt um ein mögliches Wiederauftreten (Rezidiv) der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. Als Brustzentrum können wir auch einige Abschnitte dieser Nachsorge übernehmen. Wenn Ihr niedergelassener Gynäkologe dies für notwendig hält, wird er Sie zu uns überweisen.
Fortbildung und Qualitätssicherung
Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle. Wöchentliche Online-Seminare dienen der regelmäßigen Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter. Zusätzlich findet einmal wöchentlich eine Fortbildung über aktuelle Themen bei der Behandlung von Brustkrebs im Anschluss an die Tumorkonferenz statt. Des Weiteren nehmen alle Ärzte der Frauenklinik mehrmals jährlich je nach Interessenschwerpunkt an regionalen und überregionalen Fortbildungen teil.