„Der Schmerz hat seine Warnfunktion verloren. In diesem Fall sprechen wir von chronischen Schmerzen“, sagt Dr. Stefan Hegemann. Menschen wie Rolf F. gehören in der Schmerzambulanz des Krankenhauses Düren zu seinen Patienten. Vor einem Jahr hat Dr. Hegemann seinen Dienst als Sektionsleiter der Schmerztherapie in der Klinik an der Roonstraße angetreten. Mit seinem Einstieg hat das Krankenhaus, das für seine Akutschmerztherapie bei operierten Patienten im Herbst 2012 bereits ein Gütesiegel des TÜV erhalten hat, auch das Angebot für Patienten mit chronischen Schmerzen deutlich ausgeweitet. Montags bis freitags von 8.00 bis 12.00 Uhr und von 13.30 bis 14.30 Uhr haben Dr. Hegemann und sein Team Sprechstunde in der Schmerzambulanz, von 12 bis 13 Uhr zusätzlich eine Telefonsprechstunde für die bereits in der Schmerzambulanz bekannten Patienten. Hier können zeitnah und ohne große Anstrengungen für die Patienten Rückfragen zur Medikation oder zu sonstigen Belangen direkt mit dem Arzt besprochen werden. Ein Angebot, das stark genutzt wird. Das verwundert kaum, wenn man weiß, dass rund 13 Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Schmerzen leiden. „Damit ist der Schmerz eine Volkskrankheit wie Diabetes und Bluthochdruck“ sagt Dr. Hegemann. Im Krankenhaus Düren kümmern er und sein Team sich um alle Arten von Schmerz – sozusagen von Kopf bis Fuß. Doch eines ist bei allen Patienten gleich: „Wir arbeiten nach dem multimodalen Konzept“, sagt der Schmerztherapeut und erklärt: „Es reicht nicht, nur ein passendes Schmerzmittel zu suchen. Psychologische und soziale Komponenten spielen bei chronischem Schmerz eine wichtige Rolle. Deshalb nutzen wir die Kompetenzen anderer Disziplinen hier im Krankenhaus, arbeiten mit Psychotherapeuten zusammen und kooperieren unter anderem mit der Klinik für Psychosomatik des Universitätsklinikums Köln. Ein Ansatz, der für Rolf F. genau richtig ist: „Entscheidend ist für mich – und sicherlich auch für viele andere Schmerzpatienten –, dass ich ein Vertrauensverhältnis zum Arzt aufbauen kann. Das schafft man nicht, in dem man ein Rezept ausstellt und `Auf Wiedersehen´ sagt. Ein guter Schmerztherapeut ist für den Patienten so etwas wie ein Anker. Das ist mindestens so wichtig wie ein gutes Medikament.“
„Wenn es dir psychisch nicht gut geht, sind die Schmerzen viel schlimmer“, kann Heinz-Peter M. diese Aussage nur bestätigen. Seit Ende der 80er Jahre leidet er unter einer instabilen Wirbelsäule. Unzählige Operationen und Krankenhausaufenthalte liegen hinter ihm. Heute sitzt der 45-Jährige im Rollstuhl. Rückenschmerzen, oft unerträglich, begleiten ihn seit vielen Jahren: „Das kann sich ein gesunder Mensch kaum vorstellen: Es gab Situationen, da wollte ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen, nur um zumindest mal einen anderen Schmerz zu spüren.“ Seine Medikamente wurden schließlich so hoch dosiert, dass er im Stehen einschlief. „Ich hatte keine Lebensqualität mehr und musste zudem noch befürchten, durch die Medikamente in eine Sucht zu geraten.“ Inzwischen ist seine Lebensfreude – trotz aller Einschränkungen – zurückgekehrt. „Dr. Hegemann hat sich Zeit genommen“, liefert Heinz-Peter M. dafür eine einfache Erklärung. In Wahrheit war es doch ein wenig komplizierter. „Wir haben uns gemeinsam an niedrigere Dosierungen herangetastet“, sagt der Schmerztherapeut. „Jetzt ist es so, dass wir mit einem Drittel der vorherigen Dosis die gleiche schmerzreduzierende Wirkung erzielen. Gerade in der chronischen Schmerztherapie ist das geläufige Sprichwort `Viel hilft Viel´ eben nicht ohne Weiteres umsetzbar.“ Vertrauen spielte dabei eine wichtige Rolle. „Da wiederhole ich mich gerne“, sagt Heinz-Peter M.: „Es ist für mich das Entscheidende bei der Schmerztherapie.“