Die Prostata ist in der Medizin zum Streitfall geworden. Seit in den 80er-Jahren die Blutuntersuchung auf das prostataspezifische Antigen, der sogenannte PSA-Test, zur Früherkennung des Prostatakarzinoms eingesetzt wird, hat sich die Zahl der Krebsdiagnosen mehr als verdoppelt. Doch der Nutzen dieser Früherkennungsmethode ist umstritten. Laut einer europäischen Studie mit 162.000 Männern führt der PSA-Test pro verhindertem Todesfall zu 48 zusätzlichen Krebsdiagnosen und Behandlungen. Weltweit kritisieren deshalb seit Jahren renommierte Urologen, dass zu viele Männer unnütz im OP landen – mit allen möglichen negativen Folgen wie Impotenz und Inkontinenz.
Auch für Priv.-Doz. Dr. Christof Börgermann, Chefarzt der Urologie am Krankenhaus Düren, wird bei der Diagnose Prostatakrebs oft zu schnell operiert. Der Dürener Mediziner macht dafür allerdings nicht nur den PSA-Test verantwortlich. Auch der Druck auf die Prostatakrebszentren, hohe Fallzahlen erreichen zu müssen, führt nach Börgermanns Ansicht zu unnötigen Operationen. „Wir haben uns deshalb am Dürener Krankenhaus bewusst dagegen entschieden, Prostatakrebszentrum zu werden, obwohl wir alle Voraussetzungen dafür haben", sagt der Dürener Urologie-Chefarzt. Im Krankenhaus Düren befinden sich alle Fachbereiche, die bei der Behandlung von Prostatakrebspatienten eingebunden werden, unter einem Dach. In der Tumorkonferenz wird die Erkrankung jedes einzelnen Patienten aus den Blickwinkeln aller beteiligten Disziplinen betrachtet und eine Behandlungsstrategie festgelegt. „Damit bieten wir unseren Patienten alle Vorzüge eines Prostatakrebszentrums, ohne uns allerdings dem Diktat der Fallzahlen unterwerfen zu müssen", betont Börgermann.
Im Krankenhauses Düren steht eine andere Methode im Fokus: Die Klinik für Urologie gehört in Zusammenarbeit mit dem Pathologischen Institut des Krankenhauses zu den Vorreitern beim Einsatz der DNA-Zytometrie als aussagekräftige Methode zur Aggressivitäts-Bestimmung eines Prostata-Tumors.
Die DNA-Zytometrie ist eine sehr aussagekräftige Methode zur Aggressivitäts- (= Malignitäts) Bestimmung eines Tumors. Dabei wird der Gehalt an Erbsubstanz (Desoxyribonukleinsaure, abgekürzt: DNA) in Zellkernen gemessen. Mengenveränderungen der DNA lassen nicht nur tumorös veränderte Zellen (Krebszellen) erkennen, sondern sie geben auch ein Maß für die Bösartigkeit und Aggressivität vieler Tumoren ab. Das gilt auch für das Prostatakarzinom.
Die Messung der DNA-Menge erfolgt mittels geeigneter computerisierter Verfahren an einem Mikroskop unter der Kontrolle eines entsprechend erfahrenen Pathologen.
Mit ihr lässt sich die Malignität (Aggressivitat) des Tumors und seine Ansprechbarkeit auf bestimmte Therapien wie Hormon- oder Strahlentherapie ermitteln.
Malignitätsgrading:
Je bösartiger ein Krebs ist, desto eher beeinflusst er die Lebenserwartung seines Trägers in negativer Weise und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, Tochtergeschwülste (Metastasen) zu setzen oder nach stattgefundener Behandlung wiederaufzutauchen (Rezidivbildung). Je geringer der Malignitätsgrad eines Tumors ist, desto weniger gefährlich ist er für seinen Träger. So gibt es Prostatakarzinome, deren Malignitätsgrad so gering ist, dass die davon betroffenen Männer aller Voraussicht nach daran nicht sterben werden (und das sind, so wird geschätzt, weit mehr als 50 Prozent aller Prostatakarzinome). Man spricht in solchen Fallen von „insignifikanten Karzinomen“, die deshalb auch keiner Behandlung bedürfen, wenn sie nicht im Laufe der Jahre aggressiver werden. Dabei handelt es sich vor allem um Prostatakarzinome niedriger aber auch mittlerer Malignitatsgrade (über den Gleason-Score ausgedruckt: Gleason-Scores 2 – 7), welche in der DNA-Zytometrie noch einen weitgehend normalen Gehalt an Erbsubstanz (peridiploid und peritetraploid) zeigen, besonders, wenn sie zusätzlich eine niedrige Wachstumsrate (unter 5 Prozent) haben (Ahlgren et al., 1997, Tribukait, 2005).
Die Reproduzierbarkeit, also Wiederholbarkeit, ist deutlich höher als bei anderen Diagnoseverfahren, sowohl beim Prostatakarzinom als auch bei anderen Tumoren. Dies gilt einfach deshalb, weil die Untersuchung auf einem computergestützten Messverfahren basiert und damit nicht abhängig von der subjektiven Einschatzung des Untersuchers ist, wie beim Gleason-Score.
Die DNA-Bildzytometrie ist zur Prognose des Prostatakarzinoms meist besser geeignet als der Gleason-Score. Sie liefert auf jeden Fall wesentliche Zusatzinformationen.
Beide Methoden machen eine Aussage zum Malignitätsgrad des Prostatakarzinoms. Dabei ist die Vorhersagekraft (prognostische Validität) durch die DNA-Bildzytometrie in vielen Studien mit dem Gleason-Score verglichen und fast durchgängig als besser beurteilt worden (Ross et al., 1994; Lorenzato et al., 2004). Es hat sich gezeigt, dass sich die Vorhersagekraft des Gleason-Score durch die DNA-Bildzytometrie signifikant verbessert und dabei – und das ist von ganz besonderer Bedeutung – vor allem harmlose von weniger harmlosen Krebsen der Prostata besser unterschieden werden können (Ross et al., 1994, 1999; Song et al., 1992).
Auch wenn Metastasen festgestellt wurden, ist die Wahl dieses Verfahrens sinnvoll.
Selbst beim Vorliegen von Knochenmetastasen leben Patienten mit Prostatakarzinom noch deutlich (signifikant) länger, wenn ihr Tumor eine „peridiploide“ oder „peritetraploide“ DNA-Verteilung aufweist (Kugler et al., 1997). Diese Konstellation ist allerdings sehr selten. Auch hier gilt, dass Patienten mit diesen Tumoren wahrscheinlich keinen Überlebensvorteil durch eine Hormontherapie haben. Bei Patienten mit Lymphknoten-Metastasen kommen nach einer Untersuchung von Pollak et al. (1997) in einem Beobachtungszeitraum von vier Jahren weder eine lokale Progression noch Fernmetastasen vor, wenn ihr Prostatakarzinom peridiploid war (Pollack et al., 1997).
Ja, denn sie ermöglicht eine Beurteilung des Therapieerfolges oder auch (im schlimmsten Fall) des Misserfolges.
Nach einer operativen Entfernung der Prostata, einer durchgeführten Strahlen- oder Hormontherapie kann die DNA-Zytometrie Aussagen über den Therapieerfolg ergeben. Ist der Tumor unter Therapie aggressiver (negative Veränderung des DNA-Musters) geworden, so sollte man über einen Therapiewechsel nachdenken. Geht andererseits der DNA-Malignitätsgrad unter der Therapie zurück, dann spricht der Tumor auf die Behandlung wahrscheinlich an (Leistenschneider und Nagel, 1984, Bocking et al., 1985; Al-Abadi und Nagel, 1995). Außerdem ist zum Beispiel der Nachweis eines peridiploiden Karzinoms in einer operativ entfernten Prostata ein vergleichsweise beruhigender Befund für einen Patienten.
Weniger Schmerzen, kleinere Wunden und eine schnellere Genesung - viele Vorteile sprechen für roboterassistierte Operationen. Deshalb setzt das Krankenhaus Düren das hochmoderne minimalinvasive Chirurgiesystem ein.
Das System hat vier Roboterarme, die flexibel konfiguriert und aufgerüstet werden können, sowie eine einheitliche Benutzeroberfläche - damit sind unsere Operateure in der Lage, DaVinci vielseitig und flexibel für verschiedenste Anwendungsbereiche einzusetzen.